Bundesweite Eröffnung der „Weihnachtsmannfreien Zone“ in der JVA Köln

Die drei Inhaftierten mit Bürgermeisterin Scho-Antwerpes, Michael Herberger, Ulrich Merz als Nikolaus, Msgr. Austen, Dekan Stefan Ehrlich, Angela Wotzlaw, Sarah Rummel und Isabel Lubojanski (v.l.) © Theresa Meier
Die drei Inhaftierten mit Bürgermeisterin Scho-Antwerpes, Michael Herberger, Ulrich Merz als Nikolaus, Msgr. Austen, Dekan Stefan Ehrlich, Angela Wotzlaw, Sarah Rummel und Isabel Lubojanski (v.l.) © Theresa Meier

Dass es auch Orte guter Taten im Gefängnis geben kann, zeigte das Bonifatiuswerk am heutigen Vormittag während einer Pressekonferenz in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Köln. Zur bundesweiten Eröffnung der „Weihnachtsmannfreien Zone“ präsentierte das Hilfswerk seine neue Aktion „Tat.Ort.Nikolaus: Gutes tun – kann jeder.“ Sie will das Anliegen des heiligen Nikolaus ganz konkret in der heutigen Zeit umsetzen und Orte aufspüren, an denen Gutes passiert.

Seit 2002 "Weihnachtsmannfreie Zone"

Die „Weihnachtsmannfreie Zone“ wurde bereits 2002 vom Bonifatiuswerk ins Leben gerufen und ist dessen Markenzeichen. Sie setzt sich dafür ein, den heiligen Nikolaus als Freund der Kinder und Helfer von Menschen in Not wieder ins Bewusstsein zu bringen.

Ohne große Worte

„Gutes zu tun bedarf keiner großen Worte. Wenn wir mit einem aufmerksamen Auge über den eigenen Tellerrand schauen und dort aktiv werden, wo wir anderen Menschen selbstlos und wertschätzend helfen können, entstehen Orte guter Taten. Sich für andere einzusetzen kann aber auch manchmal unbequem sein und erfordert Mut, denn es bedeutet, sich mit Widrigkeiten und Widerständen konfrontiert zu sehen“, sagte der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Monsignore Georg Austen.

 

Die JVA wurde für diese Eröffnung bewusst gewählt, um dem Vorbild des heiligen Nikolaus zu folgen, der allen Menschen unvoreingenommen und respektvoll begegnete. Er sei an die sozialen und gesellschaftlichen Ränder gegangen und habe sich an die Seite derer gestellt, die ausgegrenzt wurden, erklärte Austen.

Rund 300 Frauen und 700 Männer befinden sich aktuell in der JVA Köln, die in Untersuchungs- und Strafhaft unterteilt ist. Drei von den Inhaftierten verdeutlichten, dass an einem Ort, wo Menschen wegen schlechter Taten eine gewisse Zeit leben, auch Gutes passieren kann. Alexa kümmert sich zum Beispiel um andere Insassen, die der deutschen Sprache nicht so mächtig sind, und hilft ihnen, wenn es darum geht, Anträge auszufüllen. Ihr Engagement im Kultur- und Freizeitteam, das Konzerte und Comedy-Abende organisiert, ist eine willkommene Abwechslung. „Es ist schön zu sehen, dass man in dieser Zeit die Gitter vergessen kann, vergessen kann, wo man hier ist und einfach nur Mensch ist“, erzählte Alexa.

Gutes tun - im "Knast"?

Daniel und Dominik sind beide in der Kirchengruppe aktiv, heißt, sie bereiten für die anderen Inhaftierten die Gottesdienste vor und feiern dann gemeinsam die Messe. Anderen in diesem besonderen Umfeld auf Augenhöhe zu begegnen ist ihnen wichtig. „Füreinander einzustehen und Verantwortung zu übernehmen ist eine gute Tat, auch sich zu fragen: Was kann ich Gutes tun, um es jemand anderem hier leichter zu machen“, sagte Daniel. Die ersten Tage nach der Inhaftierung seien die schwersten, da helfe jedes warme Wort, jede Tasse Kaffee ungemein.

 

„Durch ihre Taten zeigen Sie, was christliche Nächstenliebe heißt. Sie geben Menschen etwas, aber haben auch selbst etwas davon“, bekräftigte die Kölner Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes in Richtung der Inhaftierten. Voraussetzung sei gegenseitiges Vertrauen und Ehrlichkeit.

Dem „Täterprofil“ des heiligen Nikolaus sind schon engagierte Ehrenamtliche aus ganz Deutschland gefolgt. Sie präsentierten, wie auf vielfältige Weise Gutes getan werden kann. Die katholische Pfarreiengemeinschaft Roncalli „Am Heumarer Dreieck“ in Köln sammelt beispielsweise Kleidung für Obdachlose. Wie Menschen heute vom Evangelium berührt werden können, zeigen die Pfarrgemeinde St. Cyriakus und das Bistum Hildesheim mit ihren SegensOrten, die an den unterschiedlichsten Plätzen in Duderstadt zu finden sind. Die Kirchengemeinde St. Georg und die Kita St. Albertus in Bensheim setzten Anfang des Jahres mit einer Installation von 5000 gefalteten Tauben ein starkes Zeichen für den Frieden. Der Erlös aus dem Verkauf der Friedenstauben kam dem Kinderhospital in Bethlehem zugute.

Prominente Unterstützung

Prominente Unterstützung erfährt die „Tat.Ort.Nikolaus“-Aktion unter anderem von der WDR-Moderatorin und Buchautorin Yvonne Willicks. „Es ist kein alter Hut, sich für andere zu engagieren und etwas ehrenamtlich zu machen. Die Ehrenamtlichen müssten das eigentlich viel lauter tun und zeigen, dass das Engagement auch etwas mit unserer christlichen Grundhaltung zu tun hat“, stellte Willicks in einem schriftlichen Gruß heraus.

 

Das Bonifatiuswerk gibt zahlreiche Impulse und Materialien zur Aktion heraus, die wie die Schokonikoläuse über den Online-Shop bestellt werden können. Durch das Hilfswerk werden mit der Kampagne die katholischen ambulanten Kinderhospizdienste in Berlin und in Halle an der Saale unterstützt. Langjährige Patin der „Weihnachtsmannfreien Zone“ ist die bekannte Sängerin Maite Kelly, die ebenfalls die „Tat.Ort.Nikolaus“-Aktion unterstützt. (thmei)

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