"Nicht nur haben, sondern auch geben können"

Vor blauem Himmel zeigt sich die dreischiffige neuromanische Kirche in Köln-Sülz
Nikolauskirche in Köln-Sülz

Wo begegnet uns der Heilige Nikolaus überall? Wir haben uns auf Spurensuche begeben. Unsere Reise hat uns ins Rheinland nach Köln-Sülz in die Nikolauskirche geführt.

Groß aber schlicht zugleich

Hinter ein paar Baumästen ragt der neuromanische Kirchturm in den Himmel.
Seitenansicht der Nikolauskirche

Eine "monumentale Anlage" sollte die Nikolauskirche in Köln-Sülz werden. Sie ist von stattlicher Größe, überzeugt aber gleichzeitig durch ihre Schlichtheit. Der Bau der dreischiffigen Basilika in Form der rheinischen Neoromanik wurde im Jahr 1906 nach Plänen des Architekten Franz Statz begonnen.

 

Heute, über einhundert Jahre später, ist schon von Weitem der neuromanische Kirchturm in der Mitte des im Südwesten liegenden Kölner Stadtteils zu erkennen. Umgeben ist die Pfarrkirche St. Nikolaus von Wohnhäusern und einem Spielplatz. Der sogenannte "Nikolausplatz" wurde im Jahr 1912 angelegt. Die Intention des damaligen Gartendirektors Fritz Encke bezog sich bei der Gestaltung darauf, den Kirchplatz nicht als eine Art Schmuckplatz zu kreieren. Er wollte einen Ort schaffen, an dem die Menschen sich zum gemeinsamen Spiel oder zur Erholung treffen konnten. Auch heute herrscht hier bei den ersten Sonnenstrahlen ein buntes und lebhaftes Treiben, erzählt Pfarrer Karl-Josef Schurf stolz.

Ein Vorbild für den Zusammenhalt

Der Chorraum mit goldenen Gemälden steht im Fokus des Bildes. Vor den braunen Holzkirchenbänken steht der weiße quadratische Altar.
Blick auf die Apsis der Kirche

Überhaupt sei in der gesamten Pfarrgemeinde eine starke Gemeinschaft zu spüren, so Pfarrer Schurf, der seit 2005 die Gemeinde leitet. Dies merke man nicht nur während der Gottesdienste, sondern auch bei diversen anderen Veranstaltungen, wie zum Beispiel Orgelkonzerten.

 

Das gerade der Heilige Nikolaus der Namenspatron der Kirche ist – ein Zufall?

 

"Ich glaube, dass seine Art, über den Gottesdienst und über die Gemeinde hinaus, in unserer heutigen Zeit ein gutes Merkmal ist: Nicht nur haben und kriegen wollen, sondern auch geben können. Von daher ist der heilige Nikolaus uns ein guter Begleiter und sei es in der Kommunion- oder Firmvorbereitung: Immer wieder begeben wir uns auf die Spur unseres Namenspatrons."

 

Schon im Jahr 1201 soll sich an dem heutigen Standort eine Nikolauskapelle befunden haben. Ihr Bau soll laut historischen Quellen von den Benediktinermönchen angestoßen worden sein, denn Sülz gehörte zu dessen Abtei St. Pantaleon und St. Nikolaus war als Lieblingsheiliger des Ordens bekannt. 

Facettenreiche Hinweise auf Namenspatron

Schon bei dem Betreten der Pfarrkirche sind Hinweise auf den Namenspatron zu erkennen. Auf den Handgriffen der gläsernen Eingangstür ist zum einen der Bischofsstab und zum anderen die Mitra abgebildet. Wenn man sich im Inneren genauer umschaut, gibt es viele Statuen mit Legenden aus dem Leben des heiligen Nikolaus zu entdecken.

 

In einer kleinen "Nikolausnische" ist er als Holzfigur zu sehen. In seiner linken Hand hält er das Buch des Evangeliums und ein Fass mit drei Jungen. Das ist ein Zeichen für die Schülerlegende, nach der er drei ermordete Jugen zum Leben erweckte. Links und rechts neben dieser Statue sind auf  Holzgemälden weitere bekannte Szenen abgebildet. Zum einen wird die Hungersnot in Lykien thematisiert, während der der heilige Nikolaus den Kapitän eines alexandrinischen Kornschiffs bittet, ihm etwas von seiner Ladung abzugeben, um so den Hunger zu stillen. Zum anderen wird die Geschichte mit den drei Schwestern gezeigt, die finanziell vom Nikolaus unterstützt werden, da sie heiraten wollen, aber zu wenig Geld für das Fest haben.

 

Schreitet man durch das breite Mittelschiff zur Apsis, stößt man auf den modernen Altar aus Beton. Darin sind Reliquien des Nikolaus eingelassen. "Es ist eine gute Gewohnheit, dass die Gebeine von der jeweiligen heiligen Person an Kirchen auf der ganzen Weltverschenkt werden, in diesem Fall an Nikolauskirchen. Zum Nikolausfest werden sie dann auch öffentlich präsentiert", betont Pfarrer Schurf.

Aktuelles Vorbild

St. Nikolaus als Kinderfreund mit einem Sack voller Geschenke abgebildet. Er ist umringt von Mädchen und Jungen, die erwartungsvoll zu ihm aufschauen. Im Hintergrund gibt es weitere Indizien auf das Leben des Heiligen, vor allem auf sein Schifferpatronat.
Nikolausaltar mit Gemälde von Peter Hecker

Im rechten Seitenschiff befindet sich ein Nikolausaltar mit einem neuzeitlichen Gemälde des Heiligen. Gestaltet wurde es 1960 von Peter Hecker, dem Altmeister des modernen Kirchenfreskos. Dort wird St. Nikolaus als Kinderfreund mit einem Sack voller Geschenke abgebildet. Er ist umringt von Mädchen und Jungen, die erwartungsvoll zu ihm aufschauen. Im Hintergrund gibt es weitere Indizien auf das Leben des Heiligen, vor allem auf sein Schifferpatronat. Zu erkennen ist die Bischofsstadt Myra, ein Schiff auf hohen Wellen sowie ein Anker und Stern.

 

"Es ist auch heute immer wieder gut und notwendig, seine Art des Handelns zu betonen, ohne ihn selbst immer wieder zu erwähnen. Es ist eine Haltung, die wichtig bleibt: Empfangen, aber auch geben zu können. Somit sind wir mit unserem Namenspatron gut benannt."

Musikalisches Highlight

Zu seinen Ehren wurde auch das sogenannte "Nikolausium" in der Orgel eingebaut, das Pfarrer Karl-Josef Schurf stolz präsentiert. (thm)

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